Von Beginn an miterlebt

Deutsch-französische Kontakte: Herbert Brehm war schon in den 60er Jahren beim Jugendaustausch dabei

Lohr Ein Empfang in der deutschen Botschaft in Paris schließt einen Kreis der deutsch-französischen Kontakte für Herbert Brehm und den von ihm geleiteten Arbeitskreis auf Burg Rothenfels.

 

 

 

 

 

 

 

In der Woche nach der Bundestagswahl war eine 42-köpfige Gruppe des Arbeitskreises mit ihrem Vorsitzenden auf politischer Bildungsreise dort, um sich im 50. Jahr des Elyséevertrages unmittelbar nach der Wahl zu informieren, wie die Franzosen Deutschland heute sehen, wie die beiden Nachbarn im Zentrum Europas zueinanderstehen.
Der 72-jährige Diplomingenieur Herbert Brehm, vielen bekannt als früher Straßenbauchef des Landkreises Main-Spessart, erinnert sich an die Ursprünge, die bis in die 50er und 60er Jahre zurückreichen. »Wir haben 1965 mit dem deutsch-französischen Jugendaustausch angefangen«, erzählt der Waldzeller mit Lohrer Wurzeln beim Blättern im Ordner mit Dokumenten und Zeitungsausschnitten von den Aufenthalten unterfränkischer Gruppen in Ste. Maxime am Mittelmeer in der Bucht von St. Tropez.
Dort war das Jugendhaus Mirador das Ziel jährlicher Sommerfahrten mit politisch-kulturellem Begleitprogramm, die das deutsch-französische Jugendwerk gefördert hat. »Am Anfang war das von der Sprache her nicht leicht, aber das Verhältnis unter den Jugendlichen dennoch immer hervorragend«, erzählt Brehm beim Blättern im Ordner mit Zeitungsausschnitten von damals.
Seitdem war Frankreich eines der häufigsten Ziele für Informationsreisen des 1949 mit dem Ziel der Völkerverständigung gegründeten staatspolitischen Arbeitskreises. Das Europaparlament in Straßburg, das im Juni wieder einmal besucht wurde, die Botschaft in Paris, Reisen nach Südfrankreich oder in die Normandie Anfang 80er Jahre, als die Partnerschaften mit Unterfranken noch ganz am Anfang standen. Die Handwerkskammer Unterfranken legte damals mit ihrer Verbindung zu den französischen Kollegen den Grundstein.
Inzwischen sind die Teilnehmer der Fahrten aus der älteren Generation. Bei der aktuellen Fahrt vom 22. bis 29. September waren 42 Mitglieder mit französischen Hochgeschwindigkeitszug TGV von Frankfurt nach Paris gestartet. Das Jubiläum 50 Jahre Elysée-Vertrag ließ Erinnerungen aufkommen an die ersten politischen Aktivitäten des Arbeitskreises. Schon 1955 hatten 43 junge Leute die Tagungsstätte des Europarates in Straßburg und auch Paris besucht, »zu einem Zeitpunkt, in dem der Gedanke der europäischen Einigung akute Formen anzunehmen scheint«, wie es damals im Zeitungsbericht hieß. Treibende Kraft dieser Treffen war Herbert Brehms Vater Albin, damals Verwaltungsleiter im Bezirkskrankenhaus Lohr, CSU-Bezirksrat und geschäftsführender Vorsitzender des Arbeitskreises.
Für den Sohn Herbert Brehm begannen die Frankreich-Kontakte 1967, als er erstmals als Begleiter einer Gruppe in St. Maxime dabei war. Für die politische Bildungsarbeit des Arbeitskreises auf Burg Rothenfels war er sogar schon ab 1956 tätig: »Im Flüchtlingslager Hammelburg habe ich als 15-Jähriger Filme vorgeführt über das Demokratieverständnis in Deutschland«.
Wie viele Informationsreisen er inzwischen mit dem Arbeitskreis gemacht hat? Er weiß es nicht, hat sie nicht gezählt. Frankreich war der Ausgangspunkt für die internationale Verständigung als Ziel der Arbeitskreisfahrten. Die Partnerschaft mit Burgeis in Südtirol bildete ab den 70er Jahren einen neuen Schwerpunkt. Und ab den 90er Jahren waren Kontakte in osteuropäische Staaten Ziele der politischen Fahrten.
Was bleibt nach all den Begegnungen in den fünf Jahrzehnten? Die Bilanz des früheren technischen Leiters im Kreisbauhof fällt so sachlich wie zuversichtlich zugleich aus: »Völkerverständigung hört sich vielleicht etwas hochtrabend an, aber es ist nachhaltig und hat sich auf jeden Fall bei den Beteiligten niedergeschlagen - es geht weiter.«

 

 

Lohrer Echo, 5.10.2013  Klaus Fleckenstein